Zum letzten Mal – Profane Gedanken einer Kirche vor der letzten Hl. Messe
Zum letzten Mal, noch ein einziges Mal sind sie versammelt unter meinem Dach,
die Gläubigen, um Liturgie zu feiern, wie es Gottes Willen entsprach.
Niemand könnte ahnen, dass in wenigen Minuten für immer alles vorbei sein wird
oder hat mich nur ein böser Albtraum verwirrt?
Zu wenige Kirchgänger gibt es für den Erhalt dieser Kirche, so sagt man sich selbst beruhigend und unverschleiert
und doch haben Gläubige hier bei mir fast jeden Tag die Heilige Messe gefeiert.
Für sie war ich heiliger Ort, um Dank, Lob und Sorgen loszuwerden,
in ihren Erinnerungen werden meine heiligen Hallen wohl niemals sterben.
Ihrem Blick bleibt unvernebelt, zu welchem Zweck ich gebaut worden bin,
nur Gebete, die zum Himmel steigen, geben meinen Mauern den Sinn.
Ab morgen aber wird mir zuletzt der Altar, Opferstätte und Thron zugleich für den Höchsten, entrissen,
oh, wie sehr werde ich die Feier der Hl. Liturgie hier vermissen.
Bald auch beginnt der Auf- und Umbau neuer Kulissen,
welcher Art sie sein werden, darf ich heute noch nicht wissen.
Doch nun Schluss mit Wehmut! Der liturgische Einzug hat begonnen,
ein letztes Mal im Festtagsgewand auf das Allerheiligste besonnen.
Die Orgel ertönt, ebenso wie der Chöre Lobgesang,
so wie es auch einst in jungen Jahren begann.
Genieß‘ es, wenn in St. Theresia noch einmal diese Töne schwingen,
ab morgen werden sie hier wohl niemals mehr erklingen.
Zum letzten Mal geht mein Blick über die Dächer Kumpfmühls zur jüngeren, großen Schwester hinauf,
hoffentlich passen Sie auf Deinen Kirchturm besser auf.
Andreas Jäger
Ein sehr schönes Gedicht, dessen Wehmut in diesen Tagen wohl die Herzen vieler Gläubiger erfüllen wird - ja, es tut richtig weh, das Herz blutet....
Jesus, heute wirst Du aus Deinem so wunderschönen Haus getragen. Ja, man sagt der zu wenigen Kirchgänger wegen, letztlich und hauptsächlich war es doch das mangelnde Geld für den Erhalt deiner Kirche - in einer nicht gerade armen Diözese...
Möge der Herr nicht nur in der Kirche auf dem Berg eine neue Wohnung finden, sondern auch in den Herzen von vielen Gläubigen!
Maria, Sie sprechen mir aus dem Herzen!
Lieber Pfarrer Fuchs, vielen Dank für die so würdige und mitfühlende letzte Bußmesse!
"Je tiefer wir graben, umso mehr werden wir finden!" - so zitiert Pfarrer Fuchs die hl. Teresa also die Patronin der nun profanisierten Kirche. Liegen die Ursachen nicht viel tiefer und nicht nur an der Oberfläche der Fragen der Wirtschaftlichkeiten und der fehlenden
Finanzen zum Erhalt der Kirche. 125 Jahre wurde diese Kirche St. Theresia als Kirche genutzt. Hat aber die Lehre der hl. Teresa vom
Inneren Beten - ihr Herzens- und Lebensthema - eine Wirkung gehabt? Teresa hat ein ihr letztes Meisterwerk über die "Seele als die Innere Burg" geschrieben, in der Gott wohnt. Wenn wir Gott aus dieser innersten Wohnung im Herzen und in der Seele der Menschen vertreiben, braucht es auch keine geweihten Kirchen mehr. "Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, d.h. einer, der etwas erfahren hat oder er wird nicht sein1" -
dies vor einiger Zeit oft zitierte und sehr richtige Wort des Theologen Karl Rahner wird inzwischen zu einer Überlebensfrage für unseren Glauben und unsere Kirche. Gibt es Gebetsgruppen, die das kontemplative Beten nach Teresa von Avila leben, hat nicht unsere kath. Frömmigkeit nicht auch viel Oberflächlichkeit. Es braucht eine Hinführung zum echten christlichen Geist des Gebetes.
"Die Tür zu dieser inneren Burg ist Gebet und Betrachtung!" - dies sagt Teresa zu ihren Mitschwestern, die ja beteten, aber oft eben
auch einem Formalismus unterlagen.
Das Klima des Gebets ist die Voraussetzungen für Berufungen. Das schwindende Glaubensleben und der Gläubigenschwund ist gewiss eine Grundursache, dass sich die Klöster und Priesterseminare leeren. Diözese und Orden müssen die bitteren Konsequenzen ziehen und stehen dann oft noch als Sündenböcke da. Was soll man denn tun, wenn für die schwindenden Mitglieder nur viel zu große Immobilien da stehen, die nicht mehr finanzierbar sind. Was jeder weiß, der ein Haus, eine Eigentumswohnung zu erhalten hat...die Kirche darf nicht so denken? - Das ist illusorisch gedacht und oberflächlich.
Wenn aus den Gemeinden keine Berufungen mehr kommen, hat der Bischof keine Priester, die er den Gemeinden senden kann,
und die Orden müssen ihre Niederlassungen reduzieren. Aus Kumpfmühl ist trotz aller beschworenen Verbundenheit mit der
Karmelitenkirche, meines Wissens, noch nie eine Berufung in den Karmelitenorden gekommen.
Wobei die schlechte Bausubstanz der Theresienkirche auch den Bestand des älteren Stammklosters St Josef gefährdete. Dies war ja auch schon vor vier Jahren kurz vor der Auflösung, wo der Orden sich wirklich an die Decke gestreckt hat, um die Gemeinschaft zu verjüngen und mit neuen Angeboten St. Josef neu zu beleben.
Dies muss man auch mal sehen und anerkennen. Gott geht den Weg mit seiner Kirche, aber dies wird künftig anders aussehen und wir werden loslassen müssen um neu in die Zukunft schauen zu können, denn der Herr hat seiner Kirche Bestand verheißen, das gilt aber nicht für jeden Orden, nicht für jede Gemeinde, nicht für jede Kirche. Und die Kirche ist jung und neu, nicht bei uns, aber in anderen Ländern und Regionen. Gerade jetzt sollten wir zusammen halten und nicht uns mit Vorwürfen bedenken, die bringen nicht weiter. Der Glaube wird die Strukturen und Immobilien überleben - so hat die jetzige Situation auch ihre Chancen einer Glaubensvertiefung und - erneuerung. "Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht sein!" Hat Kumpfmühl die Botschaft seiner Theresienkirche verstanden?
Es ist schmerzlich eine Kirche aufgegeben zu sehen. Und dennoch muss die Frage gestellt werden, warum die Kirche als Institution trotz der vielen Krisen zentrale Botschaften der Gläubigen nicht versteht, geschweige denn umsetzt.
Ich meine hier die Gründe der Verfehlungen um den Kindesmissbrauch und um dessen Aufarbeitung, das weiterhin rückwärtsgewandte Frauenbild, - all das beschädigt die Kirche weiterhin und nachhaltig.
Das schmerzt mich, die an einem katholischen Gymnasium nur Gutes und für mein inzwischen langes Leben Richtungsweisendes erleben durfte.
Kirchenschließungen werden gewiss nicht zu einem wachsenden Glauben beitragen.
Ein noch Ungläubiger oder Suchender oder auch ein noch nicht fest im Glauben stehender Mensch, wird bei solchen Aktionen vermutlich denken, dass Kirchen, die heilige Messe, die Sakramente, die Eucharistie wohl nicht so wichtig sind, wenn eine Kirche einfach so abgestoßen wird.
Meiner Meinung nach resultiert der Glaubensschwung vor allem durch schlechte Vorbilder.
Mir ist mein persönliches Gebet vor dem Tabernakel sehr wichtig, denn ich glaube daran, dass Jesus tatsächlich anwesend ist IM TABERNAKEL. Und dieser Tabernakel befindet sich nunmal in einer Kirche.
Gott ist zwar überall und man kann überall mit ihm sprechen, aber wenn ich mich aufmache und in eine Kirche gehe, dann gehe ich direkt mit meinem Willen und Vorsatz in die Kirche, um Gott zu besuchen. Ich verzichte während dieser Zeit auf andere Dinge und denke, dass Gott sich über mein Kommen freut. Eine Kirche ist für mich ein Zufluchts- und Trostort, ein Zuhause.
Was das Gebet betrifft, so ist es meiner Meinung und Erfahrung nach eine ausgesprochen persönliche Angelegenheit. Es gibt da kein richtig und falsch. Zitat von Papst Benedikt XVI.: "Es gibt so viele Wege zu Gott wie es Menschen gibt." So ist es auch mit dem Gebet.
Man braucht es nicht zu lernen. Ich mache es wie die Hl. Therese von Lisieux, die sagte: "Ich sage Gott einfach, was ich ihm sagen will und er versteht mich."