Was bringt die Zukunft?

Rein äußerlich gesehen ist alles noch so wie vor 20 oder 30 Jahren. Der Hahn auf dem Dachreiter begrüßt nach wie vor als Erster die aufgehende Sonne, Kumpfmühl hat nichts von seinem Reiz verloren, wenngleich die baulichen Veränderungen unübersehbar sind.

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Auch die religiöse Landschaft wandelt sich. Dabei macht unser Stadtteil keine Ausnahme im deutschlandweiten Trend zu neuen Lebensformen, geringer werdenden Kinderzahlen und zurückgehender religiöser Praxis.

Jeder Wandel birgt aber auch neue Chancen. Es besteht kein Grund zur Klage, denn Großveranstaltungen wie Weltjugendtage sind leuchtende Zeichen, dass sich die jungen Leute für den Glauben begeistern lassen. Unvergesslich bleibt der 12. September 2006, als der Heilige Vater im Papamobil an der Wolfgangskirche vorbeifuhr. Dicht gedrängt standen die Menschen entlang der Bischof-Wittmann-Straße, jubelten ihm zu und schwenkten Papstfahnen. Seit den 68er-Jahren war immer wieder zu hören, die Religion werde bald keine Rolle mehr spielen, dass es so etwas wie ein Naturgesetz gebe, wonach der christliche Glaube in Deutschland immer schwächer und kraftloser werde oder sich in ein anspruchsloses Kulturchristentum wandle. Das Gegenteil ist der Fall.

Natürlich werden sonntags die Kirchenbänke leerer, doch ist auch die Katholikenzahl von 11.000 (Jahr 1990) um 30 Prozent auf 7.674 (2007) zurückgegangen. Die Gründe dafür sind nicht Kirchenaustritte, die gibt es auch, sondern die Fluktuation. Sie ist in unserer Pfarrei wie in keinem anderen Teil Regensburgs ausgeprägt. Jährlich gibt es etwa 700 Wohnungswechsel im Pfarrgebiet. Nicht jeder Neuzuzug ist wieder katholisch. Dennoch ist der Messbesuch dank des reichen Gottesdienstangebots und der mithelfenden Priester erfreulich.

Optisch gesehen mag die Zahl der Kirchenbesucher an den Sonntagen weniger werden, was mancher beklagt, doch dies ist allein auf die rückläufige Zahl der Katholiken zurückzuführen, der Kirchenbesuch jedenfalls ist seit 15 Jahren stabil bei über 16 Prozent. Für eine Stadtpfarrei dieser Größe ein respektables Ergebnis.

Auch die Jugend ist nicht schlecht aufgestellt. 2007 wohnten in unserer Pfarrei 590 junge Leute zwischen 8 und 18 Jahren. Fast die Hälfte davon ist - trotz anderer Freizeitangebote - in unseren drei großen Jugendstämmen Ministranten, Pfadfinderschaft DPSG oder PSG während ihrer ganzen Jugendzeit oder auch nur für einige Jahre eingebunden. Die Seelsorger investieren hier viel Engagement und Zeit.

Das erwachte Interesse an christlichen Werten und guter Erziehung spürt man in den großen Nachfragen auf einen Kindergartenplatz, denn unsere Kindergärten betreuen mehr Kinder, als es in dieser Altersgruppe in der Pfarrei gibt. Neue Familienkreise und Eltern-Kind-Gruppen sind ein weiterer Anlass zu berechtigter Hoffnung.

Eine Umfrage unter den Kirchenbesuchern im Jahre 1998 kam zum überraschenden Ergebnis, dass ein Teil von ihnen aus anderen Pfarrgemeinden zu uns wegen unserer Gottesdienste kommt, dies freut uns. Am meisten geschätzt wird die feierliche Gestaltung unserer Liturgie.

Aber auch die andere Seite soll nicht verschwiegen werden, und die Seelsorge muss darauf Antwort finden: Beziehungen zur Kirche werden gelockert, damit auch die Verbundenheit mit der Pfarrgemeinde. Sie beschränkt sich oft darauf, die Riten und Feiern als Angebote zu nutzen, sollten sie persönlich als bedeutsam erscheinen, doch prägend sind die Sakramente für viele nicht mehr. Dennoch sind diese Menschen religiös hungrig, denn die Welt mit ihren Plausibilitäten ist nicht alles. Viele praktizieren eine religiöse Selbstbezogenheit. Die Feststellung: "Ich habe einen christlichen Glauben, das genügt“, ist für viele zur Leit-Formel geworden. Hier stellt sich eine große Herausforderung an jede Pfarrei und die Kirche insgesamt: Wird sie in der Lage sein, diese ungebundenen religiösen Bedürfnisse zu stillen und sich so weit zu öffnen, dass auch Fernstehende eine Heimat in unserer Pfarrgemeinde finden?

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Darum ist es wichtig, eine einladende Kirche zu bleiben, auch für Menschen in glaubens- und kirchenfernen Milieus. Einen Versuch dazu stellte unsere Pfarr- und Stadtmission 2008/09 dar, die sich unser Pfarrgemeinderat zur Herzensangelegenheit gemacht hat. Der heutige Mensch will die Heilsbotschaft in überzeugenden Formen neu hören als Antwort auf die allgemeine Ermüdung im Glauben und den Prozess der Entchristlichung.

Papst Benedikt XVI. sagte einmal: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt“. Die Pfarrei St. Wolfgang will sie ebnen helfen.